Die Geschichte der Feuerversicherung

Die Geschichte der Feuerversicherung

Von Feuerkassen, Brandgilden und Feuer-Sozietäten zur modernen Feuerversicherung

Im Lauf der Geschichte hat die Feuerversicherung als einer der ältesten Versicherungszweige, nach den Schiffs- und Transportversicherungen, die unterschiedlichsten Namen innegehabt. Die Geburt des deutschen Versicherungsgedankens hat seinen Ursprünge in der Feuerversicherung. Das Risiko eines Feuers war im Spätmittelalter für jeden gegenwärtig und konnte die Existenzen der Menschen vernichten. Aufgrund dieser Tatsache hatte der Gedanke der gegenseitigen Unterstützung in Brandfällen in Form von genossenschaftsähnlichen und landsmannschaftlichen Vereinigungen schon um sich gegriffen. Was lag da näher, als diese Lasten auf Viele zu verteilen und so entstanden die ersten Feuerversicherungsgesellschaften.

Erster Brandversicherungsverein der Welt

Am 25. Mai 1537 wurde in einem Dorf in der Elbmarsch in Schleswig-Holstein der Brandversicherungsverein der Dorfschaft Süderauerdorf als wohl erster Brandversicherungsverein der Welt gegründet. Mit dieser Gründung begann die Entwicklung von Brandgilden in ganz Deutschland, zuerst in Schleswig-Holstein. Schon wenig später, im Jahre 1543 wurde die erste städtische Brandgilde, die Lieb-Frauen-Gilde, in Itzehoe gegründet. Sie gilt bis heute als der Ursprung der Provinzial Brandkasse. Allerdings waren diese Brandgilden nicht eindeutig als Versicherungsgesellschaften eingerichtet.

„Tiegenhöfer Brandordnung“ Vorläufer der ersten Feuerversicherung

Eine Feuerkasse, die den Anspruch einer Versicherung erfüllte, wurde zuerst 1623 mit der „Tiegenhöfer Brandordnung“ errichtet. Dieser Feuerversicherungsvorläufer wurde von der evangelischen Glaubensgemeinschaft der Mennoniten, die aus den Niederlanden nach Preußen eingewandert waren, im Großen Werder bei Danzig ins Leben gerufen. Der Versicherungsgedanke beruhte hauptsächlich auf dem christlichen Gedanken gegenseitiger Nothilfe. Als erste große Stadt bekam Hamburg 1676 eine Feuerversicherung, nämlich die Hamburger Feuerkasse. Aus den Brandgilden und Feuerkassen entstand dann 1754 in Ostfriesland durch königlichen Befehl die Feuersozietät für Städte und Flecken in Ostfriesland, die unter der Aufsicht der Behörden standen. Die Mitgliedschaft in diesen quasi staatlichen Feuerversicherungen war eine Zwangsverbindlichkeit, denn jeder war verpflichtet, seine Gebäude dort versichern zu lassen. Erst ab der Mitte des 19.Jahrhundert wurde die Monopolstellung dieser Feuerversicherungen teilweise aufgehoben.

Brandkassen der Landschaften

Von da an ging die Entwicklung weiter voran. Die Brandkassen wurden unter den Schutz und die Organisation der Landschaften (keine geografische Bezeichnung sondern Verwaltungseinheiten, die es in NRW auch heute noch gibt) gestellt. Die landschaftliche Brandkasse war eine freiwillige Einrichtung, erfreute sich aber vor allem wegen der günstigen Beiträge großer Beliebtheit. Im Zuge der Erfassung der versicherten Häuser wurden sogenannte Brandkataster angefertigt. Die korrekte Erfassung bedurfte exakter Kennzeichnung der Gebäude, was dazu führte, das erstmals Hausnummern vergeben wurden, die als Unterscheidungsmerkmal eingeführt wurden. Aus diesen Landschaftlichen Brandkassen, die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden, entwickelten sich im Laufe der Jahre unter anderem die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse, die Landschaftliche Brandkasse Hannover und die Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse. Für diese Brandkassen existierte im Bereich der Feuerversicherung meist eine Versicherungspflicht, die erst durch die Harmonisierung des Versicherungsrechtes in der Europäischen Union Anfang der 90er Jahre abgeschafft wurde.

Beispiele für die Entwicklung von landschaftlichen Brandkassen:

Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse

Die Ursprünge wurden wie oben beschrieben bereits 1754 geschaffen, ehe es 1779 zur Gründung einer weiteren Feuerversicherung, der Mühlenbrandsozietät a.G. für Ostfriesland und das Harlingerland kam. Eine weitere Gestaltungsänderung der Feuerversicherungen ergab sich dann 1832 durch die “Erneuerte Verordnung die Feuerschaden-Versicherungsgesellschaft für die Städte und Flecken und das platte Land des Fürstentums Ostfrieslands und des Harlingerlandes betreffend“. Heute gehört die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse zu einem Versicherungsverbund mit der VGH Versicherungsgruppe.

Quelle: Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse

Landschaftliche Brandkasse Hannover

Die Brandkasse wurde schon 1750 im Kurfürstentum Hannover als "Brand-Assecurations-Sozietät" gegründet. Die erste Anregung dazu gab, zwei Generationen zuvor, der hannoversche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz. Die neue Initiative ergriff der evangelische Abt zu Loccum, Georg Ebell. Er war der Vorsitzende einer regionalen Selbstverwaltung im Fürstentum Calenberg-Grubenhagen, der so genannten "Landschaft". Andere Landschaften im Kurfürstentum eiferten bald diesem Vorbild nach und gründeten eigene Versicherungen. Sie schlossen sich seit 1850 allmählich zusammen, und daraus entstanden die "Landschaftliche Brandkasse Hannover“ und die Brandkasse Provinzial. Heute, besser gesagt, bereits seit 1957, ist die Landschaftliche Brandkasse Hannover mit der Provinzial Lebensversicherung zur Versicherungsgruppe Hannover (VGH) zusammengeschlossen.

Nach vier erfolgreichen Jahrzehnten hat sich die hannoversche Provinzial im Jahre 1957 mit der Brandkasse zusammengeschlossen zur VGH, der Versicherungsgruppe Hannover.

Quelle: Versicherungsgruppe Hannover

Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse

In Schleswig-Holstein verlief die Entwicklung ähnlich. Die Feuerversicherung wurde zu einer Angelegenheit von landesweitem Interesse, was schließlich 1874 in die Gründung der Provinzialständischen Brandversicherungsanstalt der Provinz Schleswig-Holstein mündete und mit dem Zusammenschluss dreier landesherrlicher Brandkassen zur Schleswig-Holsteinischen Landesbrandkasse im 19. Jahrhundert einen vorläufigen Höhepunkt fand. Die Landesbrandkasse, jetzt Provinzial Nord Brandkasse AG entwickelt sich über die Jahrzehnte von einem reinen Gebäude-Feuerversicherer zu einem allgemeinen Sachversicherer.

Quelle: Provinzial Nord Brandkasse AG

Öffentlich-rechtliche Feuerversicherungsanstalten

Neben der Brandkassen der Landschaften entstanden andernorts in Deutschland andere öffentlich-rechtliche Feuerversicherungen, die Brand-Assecurations-Societäten genannt wurden. Später wurden aus den Sozietäten Brandkassen oder Brandversicherungsanstalten. In Hamburg wurde von Brauereibesitzern ein „Feuer-Kontrakt“ geschlossen, aus dem dann die Hamburger Feuerkasse wurde.

In Baden-Württemberg wurde 1758 die „Brandassekurations-Societät für die Baden-Durlachischen Stammlande“ gegründet, aus der sich später die Badische Gebäudeversicherungsanstalt entwickelte, die heute wiederum in der Sparkassenversicherung aufgegangen ist.

Im Bundesland Hessen wurden ab der Mitte des 18. Jahrhunderts Brandversicherungsanstalten gegründet. Zu den ersten Brandversicherungsanstalten gehörten mit der Gründung im Jahre 1767 die Hessische Brandversicherungsanstalt Kassel, 1777 die Hessische Brandversicherungskammer Darmstadt und 1806 die Nassauische Brandversicherungsanstalt Wiesbaden

In Nordrhein-Westfalen entsprang im Jahre 1752 der Brand-Assecurations-Ordnung die Lippische Brand-Assecurations-Societät mit einer Pflichtversicherung für alle Gebäude in der Grafschaft Lippe die spätere Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt.

Berlin und Brandenburg verweisen auf eine Feuerversicherungs-Geschichte seit dem Jahre 1718. Da wurde in Berlin die Feuersozietät gegründet, die sich ein Jahr später auch auf Brandenburg erstreckte.. Der Gründer der Berliner Feuersozietät war der preußische König Friedrich Wilhelm I.

In Bayern fanden die Herrschenden erst spät zur Versicherung. Aus der bereits 1811 gegründeten Bayerische Landesbrandversicherungsanstalt wurde im April 1875 die Königliche Brandversicherungskamme als zentrale bayrische Staatsbehörde im Innenministerium. Bereits wenige Jahre später, 1896 wurde sie in "Bayerische Versicherungskammer" (BVK) umbenannt.

Einige Beispiele für die Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Feuerversicherungen:

Hamburger Feuerkasse

Die Gründung der Hamburger Feuerkasse war sicherlich ein Meilenstein in der Geschichte der Feuerversicherung. Erstmals wurden hier privatwirtschaftliche Vereinbarungen, die Feuerkontrakte, von einem Träger der öffentlichen Hand übernommen und in eine Feuerversicherung übertragen, in die General-Feuer-Cassa. Die Feuerkontrakte waren eine Vereinbarung zwischen verschiedenen Mitgliedern einer Branche (Bierbrauer waren die ersten) jedem Beteiligten, im Falle eines durch Brand verursachten Totalschadens je zehn Reichstaler zu zahlen. Dies war der Ursprung der Hamburger Feuerkasse; sie bestand bis zum Jahr 2005. Nach ihrem Vorbild entstanden weitere derartige Feuerversicherungsanstalten in allen deutschen Gebieten. Die Hamburger Feuerkasse gilt eines der ältesten Versicherungsunternehmen der Welt. Sie bestand seit dem 30. November 1676 und ging 2006 im Konzern der „Provinzial Nord West Holding AG“ auf.

Berliner Feuersozietät

42 Jahre nach der Gründung der Hamburger Feuerkasse, also im Jahre 1718, wurde in Berlin die Feuersozietät gegründet, die ein Jahr danach auch Brandenburg mit einschloss. Der Gründer war der preußische König Friedrich Wilhelm I, der das Ziel der „beständigen Gebäudeerhaltung“ verfolgte. Die Berliner Feuersozietät ist seit 2004 ein Privatunternehmen, das sich in zwei Unternehmensbereiche aufteilt, die „Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AG“ und  die „Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG“.

Private Feuerversicherungs-Versicherungsanstalten und Gesellschaften

Neben den öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten entwickelten sich schon bald auch Versicherungsgesellschaften, die privatwirtschaftlich organisiert waren und als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit oder auch Aktiengesellschaften den Betrieb aufnahmen. Manch klingende Namen findet man hier wieder, manche gute und bekante Namen sind aber inzwischen im Zuge der Konzentration in der Versicherungswirtschaft verschwunden. Einige Beispiele für früh gegründete privatwirtschaftliche Unternehmen der Feuerversicherung:

Württembergische Versicherungen / Württembergische Feuer

1828 wurde die Württembergische Privat-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft gegründet, aus der erst die Württembergische Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit und 1977 die Württembergische Feuerversicherung Aktiengesellschaft wurde. Heute firmiert die Gesellschaft unter dem Namen "Wüstenrot & Württembergische AG" (W & W AG).

Gothaer Versicherungen / Gothaer Feuerbank

Die Gothaer Feuerbank für den Deutschen Handelsstand wird von dem Kaufmann Ernst-Wilhelm Arnoldi in Gotha 1820 als eines der ältesten deutschen Versicherungsunternehmen in Form des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit gegründet. 1830 wird die Gothaer Feuerbank wird in Gothaer Feuerversicherungsbank für Deutschland umbenannt. Heute ist die Gothaer Versicherungsbank VVaG einer der großen deutschen Versicherungskonzerne mit Sitz in Köln.

Alte Leipziger / Leipziger Feuer

Der Kaufmann Carl Friedrich Ernst Weisse erhielt 1819 die Genehmigung zum Betrieb der „allergnädigst privilegierten Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt“ (Leipziger Feuer). Im Gegensatz zu vielen anderen Versicherungsgründungen der damaligen Zeit erfolgte die Gründung nicht als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sondern als Aktiengesellschaft. Als zweites derartiges Unternehmen auf deutschem Boden nahm die Aktiengesellschaft am 1. Juni 1819 mit fünf Mitarbeitern und 300 Vertretern den Geschäftsbetrieb auf. Bis 1869 entwickelte sich die  Leipziger Feuer zu einem in ganz Deutschland vertretenen Unternehmen. Heute ist die Alte Leipziger mit der Halleschen Krankenversicherung zum Alte Leipziger-Hallesche Konzern verbunden und gehört zu den großen deutschen Versicherungskonzernen.

Concordia

Die Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit wurde 1864 unter dem Namen Hoyaische Provinzial-Mobiliar-Feuerversicherungs-Gesellschaft Concordia als ein Feuerversicherer für die Landwirtschaft gegründet. Heute hat der Concordia Konzern seinen Hauptsitz in Hannover.


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