Sind die Verbraucherzentralen die einzigen seriösen Versicherungs- und Finanzberater?
Der Düsseldorfer Branchendienst 'versicherungstip' kritisiert die jüngste und vielbeachtete Presseinfo der Verbraucherzentrale Baden Württemberg (VZBW) unter der Überschrift „Finanzberatung ist nicht bedarfsgerecht“ als tendenziöses Pauschalurteil mit fragwürdiger Datenbasis. Insbesondere die schwammigen Bewertungsmaßstäbe, mittels derer die VZBW über Bedarfsgerechtheit, Risiko, Flexibilität und Transparenz in der Finanzberatung urteilt, erscheint dem Düsseldorfer Branchendienst als intransparent und deshalb unseriös. Eine detaillierte Anfrage des 'versicherungstip' beantwortete die Verbraucherzentrale bislang nicht.
Fehlende Transparenz bei den Bewertungen der Verbraucherzentralen
Die VZBW wertete nach eigenen Angaben zwischen Oktober 2010 und April 2011 rund 200 Fälle aus der persönlichen Beratung zur Geldanlage und Altersvorsorge aus. In 176 Fällen wiesen die von Verbrauchern zur Einschätzung bzw. Optimierung vorgelegten Verträge nach Einschätzung der VZBW Mängel auf. Die Maßstäbe der Beurteilung bleiben jedoch schwammig. Auch bei den zwei aufgeführten Fallbeispielen fehlen konkrete Vergleichsangaben, um die Behauptungen der VZBW nachvollziehen zu können. Den „durch Fehlberatung entstehenden jährlichen Schaden“ schätzt die VZBW auf 49 bis 98 Mrd. Euro. Weder die Basis noch die Parameter zur Hochrechnung der den Bundesbürgern durch Fehlberatung jährlich entstehenden Schadenssumme macht die VZBW jedoch transparent.
Hohe Kosten für eine Beratung durch die Verbraucherzentralen
Nach Meinung von Erwin Hausen, dem Chefredakteur des 'versicherungstip' ist zwar die Datenerhebung der VZBW alles andere als stringent, sehr wohl aber die Strategie, die hinter solchen Veröffentlichungen steckt: "Ist es ein Zufall, daß jüngst ein Vertreter der VZBW im Handelsblatt auch Honorarberater pauschal verurteilte? Denn liefern Versicherungsvermittler, Versicherungsmakler und Berater, kurzum eigentlich alle, schlechte Beratung ab, dann bleibt in Deutschland wohl nur noch eine seriöse Stelle für Finanzberatung: Die Verbraucherzentralen. Und das ist wohl des Pudels Kern: Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sind die Verbraucherzentralen in Deutschland keine Kontrollinstanz der klassischen Finanzberatung und Vermittlung, sondern ihr Wettbewerber."
Eine persönliche ca. zweistündige Versicherungsberatung bei der Verbraucherzentrale Baden Württemberg kostet den Bürger 140 Euro, eine telefonische Auskunft wird mittels einer 0900-Nummer mit 1,75 Euro pro Minute vergütet. Für Versicherungsberater sind u. a. eine Sachkundeprüfung und der Eintrag ins Vermittlerregister gesetzlich vorgeschrieben. Auch die Verbraucherzentralen betreiben Versicherungsberatung, lassen diese gesetzlichen Regeln aber nicht gegen sich gelten.
Quelle: Brokerchannel / markt intern Verlag GmbH